Paulo Freire war die herausragendste Persönlichkeit in der brasilianischen Volksbildung und Begründer der Befreiungspädagogik sowie einer Massenbewegung für die Alphabetisierung von Erwachsenen. Sein pädagogischer Zugang basiert auf Bewusstseinsbildung (conscientização) und verbindet Handeln mit Reflexion. Dieser Artikel analysiert den Beitrag, den Freires Haltung und Weltanschauung in den Bereichen der Entwicklungsforschung und der Pädagogik leistet. Die Argumentation ist in vier Abschnitte gegliedert: Erstens, die Welt lesen bedeutet eine kritische Herangehensweise an das Verständnis der Realität, basierend auf Dialog, Dialektik und einem kontextualisierten, problem-orientierten Zugang. Zweitens, die Welt schreiben bedeutet, in einer von Herrschaft und Unterdrückung strukturierten Welt zu agieren – was nach einem nicht-dualistischen Ansatz verlangt, der Handeln und Struktur sowie Ethik und Rationalität in dem Bemühen um umfassende Demokratisierung verbindet. Der dritte Abschnitt ist Fallstudien gewidmet, die darauf abzielen, Freires Zugang für das Wien des 21. Jahrhunderts zu kontextualisieren. Der letzte Abschnitt fasst die Argumentation zusammen, mit Schwerpunkt auf ihre Auswirkungen auf die Entwicklungsforschung in den Traditionen von Pierre Bourdieu und Roy Bhaskar.
Dieser Artikel ist eine Refl exion des Werkes Paulo Freires, organisiert als Erinnerungsarbeit rund um zwei Kernthemen. Zum einen wird mit der Archäologie des Schmerzes und der Hoffnung eine Zusammenschau von Freires Klassiker Pädagogik der Unterdrückten und seiner Reflexion dieses Werkes im Buch Pädagogik der Hoffnung systematisch vorangetrieben. Dabei werden Freires Gedanken kontextualisiert, wobei der ideengeschichtliche und politökonomische Kontext der Entstehung der Hauptwerke in den 1960er Jahren mit den späteren Überlegungen verglichen wird. Dabei werden Veränderungen und Kontinuität seines Denkens verdeutlicht. Im zweiten Abschnitt werden mit Kultur, Dialog und Unterdrückung drei Grundkonzepte Freireanischen Denkens dargestellt, die Grundlage emanzipatorischer Bildung und gesellschaftsverändernden Handelns sind.
Der vorliegende Artikel bietet einen Überblick der Entwicklung radikaler und alternativer Bildung in Theorie und Praxis. Er beleuchtet vor allem weitgehend unbekannte TheoretikerInnen und PädagogInnen und versucht, deren Arbeit mit aktuellen praktischen Interventionen von sozialen Gruppen, Kollektiven und Organisationen in Beziehung zu setzen, deren Aktivitäten nie von der Perspektive der Bildung her untersucht wurden. Im ersten Teil wird der politische Kontext der Entstehung moderner Pädagogik durch die Definition der Voraussetzungen von kritischem und schöpferischem Denken erhellt; es folgt eine Skizzierung der wichtigsten AkteurInnen sowie der kollektiven, sozialen Praxen, die in und für die radikale (alternative) Bildung relevant sind. Ein Versuch, jene aktuellen Praxen, die Pädagogik als eine Triebkraft gesellschaftlicher Veränderungen ansehen, mit den explizierten theoretischen alternativen Bildungskonzepten, die über kapitalistische Beziehungen hinausgehen und nach Selbstbestimmung streben, auf Gemeinsamkeiten hin zu untersuchen, beschließt den Text und hebt die Bedeutung des kulturellen Kapitals in diesem Zusammenhang hervor.
Im Dezember 2006 fand in Wien ein Symposium zu Volksbildung heute? statt. Der Artikel stellt die zentralen Fragestellungen und wesentlichen Diskussionen am Symposium in aller Knappheit vor.
Der Text ist eine Kaprice auf allgemeine und epochale Erscheinungsformen von Volksbildung und unterstellt den VolksbildnerInnen, von ihrer Erfolgsgeschichte nichts wissen zu wollen.
Zentrale Fragestellung dieses Beitrages ist das Verhältnis zwischen Globalem Lernen und dem pädagogischen Ansatz Paulo Freires. Steht bei Freire die Befreiung im Zentrum der Reflexionen, so rückt das Globale Lernen den Erwerb von Kompetenzen für das Leben in der globalen und komplexen Welt in den Mittelpunkt seiner Konzepte. Der Artikel diskutiert die Konsequenzen dieses Unterschiedes im Hinblick auf politische Aktionsformen und fragt weiters nach der Bedeutung eines normativen Horizontes, vor dem pädagogisches Handeln stattfindet.
Volksbildung will zu Autonomie befähigen aber kann Autonomie überhaupt vermittelt, gelehrt werden? Muss Autonomie nicht vielmehr selbst erkämpft werden? Wie kann Volksbildung diesen Prozess unterstützen? Und bedarf es nicht, um nach Autonomie zu streben, bereits eines gewissen Maßes an Autonomie als Grundlage? Diesen Fragen und Widersprüchen geht der vorliegende Kommentar unter Bezugnahme auf im selben Heft erscheinende Artikel nach.