Die Auseinandersetzung mit entwicklungsbezogenen Themen im Schulunterricht erfordert Fähigkeiten im Umgang mit komplexen Systemzusammenhängen und eine kritische Refl exion der subjektiven Interpretation der Wirklichkeit – sowohl seitens der Lehrenden als auch der Lernenden. Wird die Beschäftigung mit globalen Themen in unserem unmittelbaren Nahbereich angelegt und werden Anknüpfungspunkte in unserem bestehenden Erfahrungs- und Wissensvorrat genutzt, fördert dies die eigenständige Erschließung komplexer Themen und Ausbildung eigener Erkenntnisse. Der Beitrag beleuchtet Möglichkeiten dafür im Rahmen institutioneller Nord-Süd-Partnerschaften, anhand von Produktgeschichten alltäglicher Konsumgüter und reflektiert die Bedeutung des LehrerInnen-SchülerInnen-Verhältnisses in der Vermittlung entwicklungsbezogener Themen.
Die Orientalismusdebatte eröffnet einen neuen Zugang zur Analyse von Unterrichtsmaterialien. Dieser liegt darin, Schulbücher als Medien der Verortung zu untersuchen. Der Beitrag rekonstruiert diese Verortung in Abhängigkeit von den kolonialen Beschreibungen und weist eine weitgehende Übereinstimmung von kolonialen und aktuellen Schulbuchdarstellungen des Unterrichtsfaches Geographie und Wirtschaftskunde nach. Als alternative Unterrichtsmodelle bietet er auf der einen Seite eine Auflösung der objektivierenden Erzählstruktur auf der Basis individueller Geschichten. Daneben schlägt er einen Zugang über gemeinsame Problemstellungen vor. Auf der anderen Seite wird eine schulische Dekonstruktion der Produktion von Raum angestrebt, die für die SchülerInnen die subjektive Raumaneignung offenlegt.
Der Aufsatz untersucht österreichische Geschichtslehrbücher. Die leitende Fragestellung bezieht sich auf die Darstellung der Probleme der armen Länder (Dritte Welt-Länder) in inhaltlicher und didaktischer Hinsicht. Gefragt wird insbesondere nach der Schilderung der Ursachen von Armut und den Positionen zur richtigen Hilfe durch die Industrieländer.
Um Veränderungen beziehungsweise Kontinuitäten sichtbar zu machen, werden drei Generationen der Schulbücher seit den Sechzigerjahren analysiert. Das Interesse gilt u.a. der Frage, ob die Schulbuchtexte den Wandel von einer eher karitativen Konzeption von Entwicklungshilfe hin zu partnerschaftlicher Entwicklungszusammenarbeit widerspiegeln, ob der darüber geführte Diskurs im Schulbuch Eingang fi ndet. Zudem wird untersucht, inwieweit den SchülerInnen eine eigenständige Urteilsbildung ermöglicht wird.
Die gesellschaftliche Diskussion über den Umgang mit dem kulturell Fremden macht vor den Klassenzimmern nicht halt. Im Sinne der Interkulturellen Pädagogik plädieren viele Schulbücher dafür, anderen Kulturen gegenüber aufgeschlossen zu sein und das interkulturelle Zusammenleben zu fördern. Zwar sind diese Intentionen durchaus wohlwollend. Sie haben aber oft das genaue Gegenteil dessen zur Folge, was eigentlich erreicht werden soll. Der vorliegende Beitrag arbeitet die Diskrepanz zwischen gut gemeinter, integrativer Absicht und letztlich gegenteiliger, nämlich ausschließender Wirkung an einem konkreten Beispiel heraus. Im Anschluss an eine Auseinandersetzung mit der paradoxen Logik der Verortung wird abschließend gezeigt, wie eine alternative Thematisierung des Fremden im Schulunterricht aussehen könnte.
Das Jahr 1988 hat gezeigt, dass SchülerInnen nicht positiv reagieren, wenn zu großer Druck bei der Vermittlung von Werten und Haltungen ausgeübt wird. Damals ging es um den Aufbau eines kritischen Bewusstseins in Bezug auf autoritäre Strukturen anlässlich der Okkupation Österreichs durch das Deutsche Reich.
Was die Situation globaler Disparitäten von Entwicklung und Stagnation sowie die binären Codes Nord-Süd, Arm-Reich betrifft, bedarf es ebenfalls des Aufbaus spezifischer Haltungen und Handlungsweisen bei Jugendlichen. Allerdings, wie sollen Lernprozesse organisiert werden, ohne die bereits bekannten Abwehrreaktionen zu provozieren, die durch persönliche Betroffenheiten hervorgerufen werden? Die aktuelle Schulgeographie zeigt, wie Schulbuchbeispiele belegen, kaum didaktisch angemessene Wege auf und setzt statt einer Einbeziehung des Subjekts in Lernprozesse auf schülerferne kognitive Vermittlungsrituale. Dadurch bleiben den Jugendlichen, insbesondere was die Berücksichtigung postkolonialer Perspektiven im Unterricht betrifft, wichtige Einsichten und Erkenntnisse nicht zuletzt über sich selbst verwehrt. Ein Ausweg aus diesem Dilemma wäre die Konstruktion schülerorientierter Lernprozesse, die auf den lebensweltlichen Erfahrungen der SchülerInnen aufbauen und ihnen dadurch die Hinterfragung der eigenen Identität im Rahmen einer latent weiterwirkenden Kolonisierungsproblematik durch die Art und Weise der Darstellung von Ereignissen, Personen und Entwicklungen ermöglichen.
Die Auseinandersetzung mit entwicklungsbezogenen Themen im Schulunterricht erfordert Fähigkeiten im Umgang mit komplexen Systemzusammenhängen und eine kritische Refl exion der subjektiven Interpretation der Wirklichkeit sowohl seitens der Lehrenden als auch der Lernenden. Wird die Beschäftigung mit globalen Themen in unserem unmittelbaren Nahbereich angelegt und werden Anknüpfungspunkte in unserem bestehenden Erfahrungs- und Wissensvorrat genutzt, fördert dies die eigenständige Erschließung komplexer Themen und Ausbildung eigener Erkenntnisse. Der Beitrag beleuchtet Möglichkeiten dafür im Rahmen institutioneller Nord-Süd-Partnerschaften, anhand von Produktgeschichten alltäglicher Konsumgüter und reflektiert die Bedeutung des LehrerInnen-SchülerInnen-Verhältnisses in der Vermittlung entwicklungsbezogener Themen.