"Entwicklung" im Schulunterricht
Volume XXI • Issue 1 • 2005
'Entwicklung' im Schulunterricht

Entwicklungspolitische Themen nehmen in unterschiedlichen Unterrichtsfächern breiten Raum ein. Dabei werden staatlich legitimierte Bilder „ferner“ bzw. „fremder“ Lebenswelten vermittelt. Für SchülerInnen bedeutet das in der Regel die Konfrontation mit persönlich nicht oder nur schwer kontrollierbaren Fakten. Diese bieten auch kraft ihrer Darstellung vermeintliche Wahrheiten über „ferne Länder“. Gleichzeitig ist damit verbunden, dass sich zunächst nur wenige Anknüpfungspunkte für schulische Lernprozesse aus individuellen Erfahrungen der Jugendlichen bieten. Schafft man hier allerdings keine Anbindung an dieses Vorwissen, so dürfte das Lernen über „Entwicklung in der Ferne“ auch nur geringe Erfolgsaussichten haben.

 

Das Themenheft analysiert aktuelle Schulbücher und entwickelt aufbauend alternative Unterrichtsansätze.

 

Schwerpunktredaktion: Franziska Herdin, Thomas Jekel

Print ISSN: 0258-2384│Online ISSN: 2414-3197

 

 

 

Schwerpunktheft lesen (Digital)

 

Schwerpunktheft kaufen (Print)

 

Inhalt dieser Ausgabe
Jekel, Thomas

Imaginierte Geographien in österreichischen Schulbüchern

Sprache: DEUTSCHSeiten: 6-23https://doi.org/10.20446/JEP-2414-3197-21-1-6
  • Abstract

Die Orientalismusdebatte eröffnet einen neuen Zugang zur Analyse von Unterrichtsmaterialien. Dieser liegt darin, Schulbücher als Medien der Verortung zu untersuchen. Der Beitrag rekonstruiert diese Verortung in Abhängigkeit von den kolonialen Beschreibungen und weist eine weitgehende Übereinstimmung von kolonialen und aktuellen Schulbuchdarstellungen des Unterrichtsfaches Geographie und Wirtschaftskunde nach. Als alternative Unterrichtsmodelle bietet er auf der einen Seite eine Auflösung der objektivierenden Erzählstruktur auf der Basis individueller Geschichten. Daneben schlägt er einen Zugang über gemeinsame Problemstellungen vor. Auf der anderen Seite wird eine schulische Dekonstruktion der Produktion von Raum angestrebt, die für die SchülerInnen die subjektive Raumaneignung offenlegt.

Krammer, Reinhard

"Auf die Einstellung kommt es an"

Sprache: DEUTSCHSeiten: 24-49https://doi.org/10.20446/JEP-2414-3197-21-1-24
  • Abstract

Der Aufsatz untersucht österreichische Geschichtslehrbücher. Die leitende Fragestellung bezieht sich auf die Darstellung der Probleme der armen Länder (Dritte Welt-Länder) in inhaltlicher und didaktischer Hinsicht. Gefragt wird insbesondere nach der Schilderung der Ursachen von Armut und den Positionen zur richtigen Hilfe durch die Industrieländer.
Um Veränderungen beziehungsweise Kontinuitäten sichtbar zu machen, werden drei Generationen der Schulbücher seit den Sechzigerjahren analysiert. Das Interesse gilt u.a. der Frage, ob die Schulbuchtexte den Wandel von einer eher karitativen Konzeption von Entwicklungshilfe hin zu partnerschaftlicher Entwicklungszusammenarbeit widerspiegeln, ob der darüber geführte Diskurs im Schulbuch Eingang fi ndet. Zudem wird untersucht, inwieweit den SchülerInnen eine eigenständige Urteilsbildung ermöglicht wird.

Lossau, Julia

"Ich war sehr stolz darauf, mein Land meinen Mitschülern zu zeigen"

Sprache: DEUTSCHSeiten: 50-66https://doi.org/10.20446/JEP-2414-3197-21-1-50
  • Abstract

Die gesellschaftliche Diskussion über den Umgang mit dem kulturell Fremden macht vor den Klassenzimmern nicht halt. Im Sinne der Interkulturellen Pädagogik plädieren viele Schulbücher dafür, anderen Kulturen gegenüber aufgeschlossen zu sein und das interkulturelle Zusammenleben zu fördern. Zwar sind diese Intentionen durchaus wohlwollend. Sie haben aber oft das genaue Gegenteil dessen zur Folge, was eigentlich erreicht werden soll. Der vorliegende Beitrag arbeitet die Diskrepanz zwischen gut gemeinter, integrativer Absicht und letztlich gegenteiliger, nämlich ausschließender Wirkung an einem konkreten Beispiel heraus. Im Anschluss an eine Auseinandersetzung mit der paradoxen Logik der Verortung wird abschließend gezeigt, wie eine alternative Thematisierung des Fremden im Schulunterricht aussehen könnte.

Vielhaber, Christian

Wie (un)krititsch darf Schulgeographie sein?

Sprache: DEUTSCHSeiten: 67-86https://doi.org/10.20446/JEP-2414-3197-21-1-67
  • Abstract

Das Jahr 1988 hat gezeigt, dass SchülerInnen nicht positiv reagieren, wenn zu großer Druck bei der Vermittlung von Werten und Haltungen ausgeübt wird. Damals ging es um den Aufbau eines kritischen Bewusstseins in Bezug auf autoritäre Strukturen anlässlich der Okkupation Österreichs durch das Deutsche Reich.
Was die Situation globaler Disparitäten von Entwicklung und Stagnation sowie die binären Codes Nord-Süd, Arm-Reich betrifft, bedarf es ebenfalls des Aufbaus spezifischer Haltungen und Handlungsweisen bei Jugendlichen. Allerdings, wie sollen Lernprozesse organisiert werden, ohne die bereits bekannten Abwehrreaktionen zu provozieren, die durch persönliche Betroffenheiten hervorgerufen werden? Die aktuelle Schulgeographie zeigt, wie Schulbuchbeispiele belegen, kaum didaktisch angemessene Wege auf und setzt statt einer Einbeziehung des Subjekts in Lernprozesse auf schülerferne kognitive Vermittlungsrituale. Dadurch bleiben den Jugendlichen, insbesondere was die Berücksichtigung postkolonialer Perspektiven im Unterricht betrifft, wichtige Einsichten und Erkenntnisse nicht zuletzt über sich selbst verwehrt. Ein Ausweg aus diesem Dilemma wäre die Konstruktion schülerorientierter Lernprozesse, die auf den lebensweltlichen Erfahrungen der SchülerInnen aufbauen und ihnen dadurch die Hinterfragung der eigenen Identität im Rahmen einer latent weiterwirkenden Kolonisierungsproblematik durch die Art und Weise der Darstellung von Ereignissen, Personen und Entwicklungen ermöglichen.

Vilsmaier, Ulli

Warum in die Ferne schweifen, wenn das Ferne doch so nah?

Sprache: DEUTSCHSeiten: 87-106https://doi.org/10.20446/JEP-2414-3197-21-1-87
  • Abstract

Die Auseinandersetzung mit entwicklungsbezogenen Themen im Schulunterricht erfordert Fähigkeiten im Umgang mit komplexen Systemzusammenhängen und eine kritische Refl exion der subjektiven Interpretation der Wirklichkeit sowohl seitens der Lehrenden als auch der Lernenden. Wird die Beschäftigung mit globalen Themen in unserem unmittelbaren Nahbereich angelegt und werden Anknüpfungspunkte in unserem bestehenden Erfahrungs- und Wissensvorrat genutzt, fördert dies die eigenständige Erschließung komplexer Themen und Ausbildung eigener Erkenntnisse. Der Beitrag beleuchtet Möglichkeiten dafür im Rahmen institutioneller Nord-Süd-Partnerschaften, anhand von Produktgeschichten alltäglicher Konsumgüter und reflektiert die Bedeutung des LehrerInnen-SchülerInnen-Verhältnisses in der Vermittlung entwicklungsbezogener Themen.

Atzmanstorfer, Karl

Auswahlbibliographie alternativer Unterrichtsmaterialien für die Praxis.

Sprache: DEUTSCHSeiten: 107-110https://doi.org/10.20446/JEP-2414-3197-21-1-107
  • Abstract

Zusammenstellung

Herdin, Franziska; Jekel, Thomas

"Entwicklung im Schulunterricht" – Editorial

  • Abstract

Editorial

Kontakt
Mattersburger Kreis für Entwicklungspolitik
an den österreichischen Universitäten
Sensengasse 3
1090 Wien, Österreich

T +43 1 317 40 17
E office@mattersburgerkreis.at
Abonnieren Sie unseren Newsletter
© 2015 Mattersburger Kreis für Entwicklungspolitik an den österreichischen Universitäten | Impressum
Darstellung: