Globale Mittelklasse … gut bei Kasse?
Während im globalen Norden die Mittelschicht schrumpft und als Globalisierungsverliererin gilt, scheint sie im globalen Süden angekommen zu sein. Beratungsfirmen, Entwicklungsbanken und internationale Organisationen wie die Weltbank oder die OECD feiern, beflügelt vom wirtschaftlichen Aufstieg der Schwellenländer, die Ausdehnung einer konsumfreudigen „globalen Mittelklasse“. Sie soll die Weltwirtschaft dynamisieren und wirtschaftliche Entwicklung vorantreiben.
In soziologischer Hinsicht bleibt diese gesellschaftliche Gruppe unbestimmt. In den Messungen internationaler Organisationen gehören bereits jene zur „neuen Mittelklasse“, die Konsumausgaben von 2 US-Dollar pro Tag tätigen. Eurozentrische Konzepte über gesellschaftlichen Wandel und Demokratisierung werden auf den globalen Süden übertragen.
In der Diskussionsveranstaltung werden Konzept und Begriff der „neuen globalen Mittelklasse“ kritisch beleuchtet. Karin Fischer hinterfragt den Diskurs internationaler Organisationen, die mit fragwürdigen Messungen eine neue „Erfolgsstory“ der Weltwirtschaft konstruieren. Henning Melber sieht in dem Narrativ der Neuen Mittelklasse in Afrika einen Mechanismus, der mehr der Verschleierung der vielschichtigen Rolle der Mittelklasse dient als einer realitätsnahen gesellschaftspolitischen Analyse. Gregor Seidl geht in Ecuador auf die Suche nach den neuen Mittelklassen und entkleidet die gängigen Konzepte ihres eurozentrischen Gehalts.
Mit der Teilnahme an der Veranstaltung stimmen Sie der Veröffentlichung von Fotos und Filmaufnahmen, die im Rahmen der Veranstaltung entstehen, zu.
Anmeldung: office@mattersburgerkreis.at
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Mitwirkende
Karin Fischer: Historische Sozialwissenschaftlerin und Obfrau des Mattersburger Kreises für Entwicklungspolitik an den Österreichischen Universitäten. Leiterin der Abteilung Politik und Entwicklungsforschung des Instituts für Soziologie der Johannes Kepler Universität Linz.
Henning Melber: Studium der Politischen Wissenschaften und Soziologie an der FU Berlin, Promotion und Habilitation an der Universität Bremen. 1992 bis 2000 Leitung der Namibian Economic Policy Research Unit (NEPRU) in Windhoek, danach Forschungsdirektor am Nordic Africa Institute in Uppsala/Schweden, von 2006 -2012 geschäftsführender Direktor der Dag Hammarskjöld-Stiftung. Seither Senior Advisor und Rektor Emeritus.
Michael Obrovsky: Kommunikationswissenschafter, Senior Researcher im Bereich Wissenschaft und Forschung der Österreichischen Forschungsstiftung für Internationale Entwicklung (ÖFSE) und seit 2016 stv. Leiter der ÖFSE.
Gregor Seidl: Redakteur des Journal für Entwicklungspolitik (JEP). Studiert Internationale Entwicklung und Lateinamerikanistik und schreibt seine Masterarbeit zu den „Neuen Mittelklassen“ und ihrer Rolle im Prozess der politischen und gesellschaftlichen Transformation in Ecuador.
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Programm
17:00 Uhr
Begrüßung und Einleitung
Michael Obrovsky (ÖFSE)
17:15 Uhr
Karin Fischer (Johannes Kepler Universität Linz, Mattersburger Kreis): Der Mythos einer neuen globalen Mittelklasse
17:30 Uhr
Henning Melber (Dag Hammarskjöld Foundation): Eine kritische Anatomie der afrikanischen Mittelklasse
18:00 Uhr
Gregor Seidl (Journal für Entwicklungspolitik): Postkoloniale Perspektiven auf die „Neuen Mittelklassen“ in Lateinamerika am Beispiel Ecuadors
18:15 Uhr Diskussion
19:00 Uhr Ende der Veranstaltung
Ausklang bei Getränken und Snacks
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Das Buch zur Veranstaltung
The Rise of Africa's Middle Class
Edited by Henning Melber
Zed Books
288 pages © 2016
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Eine Veranstaltung von:
ÖFSE und Mattersburger Kreis für Entwicklungspolitik
Mit freundlicher Unterstützung der OEZA