Der Artikel zeigt die Notwendigkeit, Sichtweisen und Handlungen der Menschen der Zwei-Drittel-Welt als Voraussetzung für Alternativen zu Entwicklung anzuerkennen: die Konzeptualisierung von „Entwicklung“ in Form von Projekten und Organisationen führt zur Ausblendung größerer Strukturen und Machtverhältnisse und legitimiert das management-orientierte Eingreifen. Die empirische Untersuchung in Kibera zeigt zum einen BewohnerInnen, die sich selbst innerhalb dieses Entwicklungsdispositivs betrachten und folglich ihre Strategien und Handlungen nicht als Potenzial anerkennen, und zum anderen alternative Bewegungen. Eine Anerkennung dieser alternativen Sichtweisen und Handlungen von Seiten der Menschen in der Zwei-Drittel- wie auch Ein-Drittel-Welt ist, so die These des Beitrags, notwendige Voraussetzung für die Entstehung von Alternativen zu Entwicklung.
Die Zielsetzung des Artikels besteht darin, das Verhältnis zwischen der zapatistischen Autonomie und dem radikal-demokratischen Post-Development-Ansatz zu untersuchen. Dem zugrunde liegt die Frage, ob in den zapatistischen Gemeinden in Chiapas eine Alternative zu Entwicklung, wie sie vom Post-Development-Ansatz skizziert wird, entsteht. Dazu analysieren wir verschiedene Aspekte des Autonomieprojekts. Zunächst
wird die politische Autonomie betrachtet, die durch lokale, dezentralisierte und basisdemokratische Organisationsformen charakterisiert ist. Wenn wir die Bereiche Wissen und Wirtschaft betrachten, stellen wir fest, dass lokale kulturelle Praktiken und indigenes Wissen eine wichtige Rolle spielen, obwohl gleichzeitig stark auf Wissen von außerhalb der Gemeinden Bezug genommen wird und die zapatistische Bewegung ihre Einbindung in globalisierte wirtschaftliche und politische Strukturen als Herausforderung
erkannt hat. Diese Hybridisierung, die ein wesentliches Merkmal des zapatistischen Autonomieprozesses darstellt, wird im zapatistischen Diskurs über Entwicklung unterstrichen. Wie im Post-Development werden universalistische Modelle und sogenanntes Expert_innenwissen abgelehnt.
Im Hinblick auf die wachsende Bedeutung des Städtischen im entwicklungspolitischen Kontext befasst sich der Artikel mit Praktiken hegemonialer Stadtentwicklung und möglichen Alternativen. Dabei wird aus einer Post-Development-Perspektive anhand des Beispiels Rio de Janeiro gezeigt, dass autoritäre, eurozentristische und entpolitisierende Aspekte die Stadtpolitik prägen. Anknüpfend an die Diskussionen um Alternativen zu Entwicklung wird am Beispiel der Sem-Teto Bewegung in Rio de Janeiro verdeutlicht, dass konkrete Alternativen bereits bestehen. Es wird argumentiert, dass die von der Bewegung forcierte Aneignung von Wohnraum eine Handlungsperspektive für die vom formellen Immobilienmarkt und von politischer Beteiligung ausgeschlossenen Bevölkerungsteile darstellt.
So wie Post-Development den westlichen Weg des Wachstums in Frage stellt, so tun dies auch Postwachstums-Ansätze. Sowohl im Post-Development-Diskurs als auch im Postwachstums-Diskurs und seinen Vorläufern nicht zuletzt der Diskussion zu feministischer Ökonomie findet sich dabei eine Bandbreite von Ansätzen: vom Aufruf zur Mäßigung bis zur Kritik am kapitalistischen Modell. Dieser Beitrag zeichnet einige Eckpunkte der Debatte in Deutschland nach und verweist auf die Diskussionen in den 1990er Jahren in der internationalistischen Szene unter dem Schlagwort einer Abwicklung des Nordens, mit denen Forderungen aus dem Post-Development-Diskurs begegnet werden sollte. Dabei wird die damalige Aussage, Konzepte einer alternativen Wirtschaftsweise seien aus der bestehenden Praxis solidarischer Ökonomie abzuleiten, aufgegriffen und argumentiert, dass sich aus derzeit praktizierten Ansätzen alternativen
Wirtschaftens belegt mit Beispielen aus dem deutschsprachigen Raum Prinzipien einer anderen ReProduktionsweise herauslesen lassen, welche einer solchen Abwicklung des Nordens im Sinne einer Auflösung ökonomischer Herrschaft sowie der Ausbeutung von Natur und Mensch gerecht würden.
AIDS-Bekämpfung in Tansania ist nahezu vollständig geberfinanziert. Diese Tatsache ist eine ernsthafte Herausforderung für Post-Development-TheoretikerInnen. Basierend auf Feldforschungen zwischen 2007 und 2009 wird hier der in der Post-Development-Theorie verbreitete Aufruf zur Abschaffung von Entwicklungshilfe einer Realität gegenübergestellt, in der das Überleben eines zunehmenden Teils der tansanischen Bevölkerung direkt von dieser Hilfe abhängt. Auch wenn eine ausschließliche Fokussierung auf die alleinige Erhaltung des nackten Lebens jegliche radikale Kritik von Hilfe unmöglich macht, darf emanzipatorische Kritik nicht die aus einer Konfrontation mit der Realität entstehenden Widersprüche und Spannungen scheuen. Im Gegenteil, sie muss sich mit empirischen Situationen auseinandersetzen, in denen das Überleben von Millionen von Menschen direkt auf dem Spiel steht.